Gewaltprävention und Sozialkompetenz üben durch Natur-Erlebnispädagogik
Junge Menschen sind in Schule, Freizeit mit vielfältigen Anforderungen und Konflikten konfrontiert. Oft sind sie hierdurch überfordert und versuchen die Probleme gewaltsam zu lösen. Das Projekt fördert gezielt das Erlernen sozialer Kompetenzen.
Die Hirnforschung untermauert: gute Gefühle, Freude, Erfahrungen der eigenen Stärken und Möglichkeiten, die Erweiterung eigener Begrenzung durch das Verlassen der Komfortzone besonders in der Natur ermöglichen dem Gehirn, besser zu funktionieren und Neugier und Kreativität zu entwickeln. Mit Methoden der Erlebnispädagogik in der Natur ermöglicht „Geh Wald statt Gewalt“ jungen Menschen durch spielerische Erlebnisse ursprüngliche Erfahrungen im Miteinander zu machen. Die eigene Wahrnehmung im erlebten Abenteuer, der Herausforderung, der gestellten Aufgabe und deren Lösung fördert Empathie für den Anderen, für Folgen des eigenen Handelns und ist eine wichtige existentielle Erfahrung. Die verschiedenen Schritte Wahrnehmen, Vertrauen, Untersuchen und Üben von funktionierender Kommunikation und Interaktion sowie Kooperation miteinander im Rahmen des Programms lassen sich auf das Leben eines jeden Teilnehmers außerhalb der Klasse übertragen. Aus gewohnten Systemen auszusteigen und dort positive Erfahrungen zu machen fördert das Vertrauen, neue Situationen im Alltag zu meistern. Naturerfahrung und notwendige Kooperation stärkt den Einzelnen und die Gemeinschaft. Ureigene Impulse, Intentionen, Stärken und Fähigkeiten werden erkannt und erprobt
Das altersgemischte Natur-Programm „Geh Wald statt Gewalt“ ist in 4 Module gegliedert: Wahrnehmen, Vertrauen, Kommunizieren sowie Kooperieren und Interagieren. Die Blöcke nehmen insgesamt zwischen 1 und 10 Wochen innerhalb eines Schuljahres ein, müssen jedoch nicht am Stück stattfinden, haben aufbauenden Charakter und inhaltlich einen gemeinsamen roten Faden.
Jede Einheit beginnt und endet jeweils mit dem gleichen individuell gewählten Ritual. Unsere Pädagogen bilden den Rahmen und begleiten die Kinder und Jugendlichen. Bei allen gemachten Übungen und Erfahrungen ist uns die Fähigkeit der Selbstregulation wichtig. Wir ermöglichen den SchülerInnen in der Natur zu lernen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen zu steuern.
Die biologische Vielfalt der Natur und deren Gesetzmäßigkeiten dient dem Programm mit vielen Sinnes- und Erkenntniseindrücken.
Wahrnehmen
Durch Wahrnehmungsspielen bzw. -übungen kommen die SchülerInnen miteinander in Kontakt. Die konzentrierte Wahrnehmung der SchülerInnen dadurch gefördert und hat das Ziel, mit sich selbst, den Mitspielern und der Natur in Berührung zu kommen.
Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und der eigenen Ressourcen stärkt das Selbstbewusstsein. Die Schulung der Sinne - der physiologischen Wahrnehmung der Umwelt und sich selbst - führt die Kinder und Jugendlichen zu einem Bewusstwerden ihrer selbst. Gegenseitige Wahrnehmung ist die Grundlage für respektvollen und achtsamen Umgang miteinander und mit der Umwelt.
Vertrauen
Kinder und Jugendliche brauchen ein gewisses Maß an Vertrauen, um sich entwickeln zu können. Neben dem Vertrauen Erwachsene, in Gleichaltrige brauchen sie vor allem Selbstvertrauen. Um ein selbstbewusster, selbstständiger Erwachsener zu werden ist es wichtig zu wissen worauf ein jeder bei sich selbst vertrauen kann. Wie stark bin ich? Wie reagiere ich worauf? Wieviel Geduld habe ich? Aber auch wo sind meine Begrenzungen? Und in welchen Situationen überschreiten andere meine Grenzen? Sind wichtige Fragen, deren Antworten gerade in der Natur gefunden werden können. Der Natur setzt sich ein jeder aus, sie erfüllt nicht unsere Bedingungen, man kann sie nicht an- oder ausschalten. Unsere Übungen fordern die Kinder und Jugendlichen heraus und lassen sie neue Situationen meistern. Wichtigste Erkenntnis: Auf schon einmal gemachte und gemeisterte Erfahrungen kann ich vertrauen.
Kommunizieren und Interagieren
Die Kinder und Jugendlichen erkennen durch Übung des von Marshall B. Rosenberg entwickelten Programms „Gewaltfreie Kommunikation“ Grundsätze anerkennender, wertschätzender und achtsamer Sprache. Sie erkennen (altersabhängig) auch, dass jeder in einer für sich und nicht gegen den anderen handelt. Bei kleinen Aufgaben und innerhalb überschaubarer Projekte werden die SchülerInnen vor altersgemäße Herausforderungen gestellt, die sie nur im gemeinsamen Dialog lösen können. Ermutigen, Befähigen, um Hilfe bitten, Hilfestellung geben, Rückmelden sind Teil konstruktiver Kommunikation.
Kooperieren
Bei Kooperationsaufgaben und –spielen werden die SchülerInnen gemeinsam tätig und können diese auch nur gemeinsam lösen. Hier ist jeder anders und wichtig in seinem Anderssein. Wir ermöglichen Kindern und Jugendlichen hier den anderen in seiner Andersartigkeit zu schätzen als Ergänzung zur eigenen Stärke. Nicht jeder muss alles können vielmehr kompensieren die Stärken des einen die Schwächen des anderen. Alle können alles – gemeinsam!
Unser Grundsatz ist: Die Natur ist sozial -sie regelt, wirkt, spiegelt jedem wie sein Handeln wirkt und wie Natur sein Handeln beeinflusst. Die Natur hat Gesetzmäßigkeiten die nicht zu verändern sind und auf die jeder nur reagieren kann. Die Erkenntnis was funktioniert und was nicht ist unmittelbar.
Biologische Vielfalt bedeutet im Rahmen unseres Programms, dass in der Fülle der Eindrücke individuelle Erfahrungen gemacht werden können. Staunen, Wundern, Freude, Glück, Umgang mit Naturphänomenen sind wichtig . Das Erleben der Natur und ihrer vielfältigen Möglichkeiten und Ereignissen, das Entdecken von Pflanzen und Tieren ermöglicht Teilnehmern unseres Programms die Erkenntnis wie wichtig es ist, diese Vielfalt zu erhalten und zu schützen.
Sabine Schrey