Die moderne Erlebnispädagogik hat ihre Wurzeln in der Reformpädagogik. Kurt Hahns erlebnistherapeutischer Ansatz entstand aus der Ansicht, dass Kinder und Jugendliche zunehmend Verfallserscheinungen zeigen.
Die Hauptprobleme waren seines Erachtens der Verfall der:
- menschlichen Anteilnahme
- Sorgsamkeit
- körperlichen Tauglichkeit
- Initiative
Dagegen setzte Hahn mit den Salemer Gesetzen auf eine neue Form der Pädagogik:
- Gebt den Kindern Gelegenheit, sich selbst zu entdecken.
- Lasst die Kinder Triumph und Niederlage erfahren.
- Gebt ihnen Gelegenheit zur Selbsthingabe an die gemeinsame Sache.
- Sorgt für Zeiten der Stille.
- Übt Phantasie.
- Lasst Spiele eine wichtige, aber keine vorherrschende Rolle spielen.
- Erlöst die Söhne reicher und mächtiger Eltern von dem entnervenden Gefühl der Privilegiertheit.
Daraus entstand seine Erlebnistherapie, die die Grundlage der Erlebnispädagogik bildet. Hahn prägte auch den Begriff Outward Bound, (das zum Ablegen bereite Schiff), den er als Metapher für den Jugendlichen einsetzte und der bis heute in der Erlebnispädagogik häufig verwendet wird.
Definition Erlebnispädagogik heute
Die Erlebnistherapie und die heutige Erlebnispädagogik gehen ähnlich vor: die Teilnehmer sammeln meist im Team Erfahrungen und erleben Abenteuer in der Natur. Beim Klettern, durch erlebnispädagogische Trainings und durch Erlebnisse in der Natur lernen sie Fähigkeiten für das Miteinander in Alltag und Schule. Dadurch stärken sie soziale Kompetenzen und lernen sich selbst besser kennen. Ernste Situationen intensivieren die Wirksamkeit der Lernprozesse.
Definition der erlebnispädagogischen Methoden
Die Pädagogik setzt auf unterschiedliche Lernsituationen: Viele stützen sich auf Erlebnisse in der Natur. Beim Klettern, in Höhlen und beim Wandern erfahren die Menschen ihre eigenen Grenzen. Sie scheitern mit alten Verhaltensweisen und erarbeiten daher soziale Fähigkeiten. Das Leben unter einfachen Bedingungen ist ein wichtiges Werkzeug der Erlebnispädagogik. Daher finden die meisten erlebnispädagogischen Angebote in der Natur statt.
Übungen zur Kooperation und Kommunikation sind beim Training für Erwachsene und auf Klassenfahrten beliebt. Ziel dieses Erlebnisses ist eine dauerhaft bessere Zusammenarbeit. Eine weitere Komponente ist die Reflexion. Diese hat das Ziel einer kognitiven Verarbeitung des Erlebnis. Die Teilnehmer lernen, die Erfahrung in ihren Alltag und andere Situationen zu übertragen.
In unseren Seminaren erhalten Sie Einblick in die Methodenvielfalt der Erlebnispädagogik. Sie wählen dann Ihren Schwerpunkt, in welchem Sie viel Fach- und Spezialwissen sowie praktische Erfahrung sammeln, sodass Sie nach bestandener Prüfung in der Lage sind, selbständig als Erlebnispädagoge zu arbeiten.
Hier erfahren Sie alles zur Ausbildung Erlebnispädagogik
Grundsätze der Erlebnispädagogik
Die Pädagogik arbeitet:
- handlungsorientiert
- herausfordernd
- ganzheitlich
- durch Aktion und Reflexion in der Natur
- in Gruppen
- immer freiwillig
Qualität der Erlebnispädagogik
Erlebnispädagogik ist sehr vielfältig und es gibt bisher keine eindeutige Definition. Dies hat zur Folge, dass bei einigen Anbietern die Pädagogik sehr in den Hintergrund rückt. Sie grenzen sich nicht klar von reinen Freizeitangeboten ab. Hochwertige Erlebnispädagogik setzt voraus, dass geschulte Trainer*innen mit spezieller Weiterbildung die Gruppe anleiten und mit ihr arbeiten. Zur Qualitätssicherung sind regelmäßige Nachschulungen im Rahmen von Trainings und Kurzlehrgänge für jede*n Erlebnispädagogen*in besonders wichtig. Verschiedene Anbieter bieten themenspezifische Fortbildungen an, in denen die Teilnehmer neue Anregungen aus der Praxis bekommen.
Auch in der Schule spielt die Erlebnispädagogik eine wichtige Rolle. Für Klassenfahrten und Erlebnistage holen sich Lehrer*innen verstärkt Unterstützung von Expert*innen mit erlebnispädagogischer Weiterbildung. Für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen bietet die Erlebnispädagogik wertvolle Methoden und Konzepte.
Einwände gegen Erlebnispädagogik
Es gibt auch Einwände gegen die Arbeit nach diesem Konzept. Der Hauptvorwurf besteht in einem konzeptionellen Widerspruch: Der durch Konsum, Reizüberflutung und Entfremdung degenerierte Mensch wird durch Extremsport in der Natur -und noch mehr Adrenalin- therapiert.
Scharenweise werden Schulklassen und Manager, verhaltensauffällige Jugendliche und gelangweilte Junggebliebene durch Hochseilgärten getrieben. Sie werden in Klettergurte verschnürt oder verbringen die Nacht auf einem Laubbett unter freiem Himmel. Häufig zeigen diese Erlebnisse langfristig wenig soziale Wirkung. Bei einigen Angeboten steht das Vergnügen und reine Erlebnis-Abenteuer aller Beteiligten zu sehr im Vordergrund. Hier fehlt die pädagogische Metaebene. Daher ist diese in jeder Definition von Erlebnispädagogik wichtig.
In unserer Definition von Erlebnispädagogik verbinden wir klassische Elemente und Ziele der Erlebnispädagogik mit den Ideen der Waldorfpädagogik.