Natur als Inspirationsquelle für Kinder aber auch für Große
Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit spielt sich bei Kindern eine stille emotionale Katastrophe ab: Sie verlieren in der allerorts urbanisierten Welt den Kontakt zur Natur und damit die Möglichkeit, ihre seelischen, körperlichen und geistigen Potentiale so zu entfalten, dass sie ein erfülltes Leben führen können. Wie riecht es im Wald? Wie fühlt sich ein Baumstamm an? Wie rufen Vögel, wenn man sich ihnen leise nähert? Statt Frösche zu fangen, Baumhäuser zu bauen oder mit beiden Händen im Matsch zu wühlen, sitzen Kinder vor Fernseher und Computer – oder pauken für die zunehmend ins Zentrum ihres Lebens rückende Schule.
Aber nicht PISA ist unser wirkliches Problem. Ohne Nähe zu Pflanzen und Tieren verkümmert die emotionale Bindungsfähigkeit unserer Kinder. Gehirnforscher teilen diese Einschätzung. Dutzende von Studien beweisen: Ohne die Gegenwart der Natur und das Spiel in ihr schwinden Bindungsfähigkeit, Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude. Kinder lieben und brauchen die Natur. Denn nur im Kontakt mit der Natur entfalten sich seelische, körperliche und geistige Potenziale, die Kinder zu erfüllten Menschen werden lassen.
Lasst uns raus! Warum wollen Kinder in der Natur spielen? Was suchen sie dort? Wie können sie es finden?
Kinder sind Suchmaschinen für Lebendigkeit. Krabbler und Kleinkinder stürzen auf Hunde auf der Wiese zu, grabschen nach Insekten, werfen stundenlang fasziniert Stöckchen und Steinchen ins Wasser, modellieren weltvergessen Dämme und Kanäle aus Matsch. Sie besitzen einen sicheren Instinkt, ihre Humanität auszubilden, der aber durch Bildung und Erziehung oft verschüttet wird. Erforderlich ist daher gerade für Eltern und Pädagogen so etwas wie Arbeit am fühlenden Selbst. In diesem Workshop soll es daher für die Teilnehmer zunächst darum gehen, sich anhand von Konstellationen aus der Natur an das eigene innere Kind zu erinnern. Derart vitalisiert, wollen wir pädagogische Szenarien erarbeiten, wie Kinder von Bildschirm, Leistungszwang und Konsumdruck weggelockt und tiefer in ihre eigene Lebendigkeit hineingeführt werden können – der Devise folgend: Jeder gute Lehrer lernt von seinen Schülern. Ziel dieser Praxis ist nicht schnellerer Wissenserwerb und effizientere frühkindliche Bildung, sondern das Gegenteil: erlebte Intensität und erfahrene Selbstwirksamkeit – letztlich die Liebe zur Welt.
Dieser Text fußt auf einen Beitrag von Dr. phil. Andreas Weber