Das Stuttgarter Wochenblatt über unser Angebot "Geh Wald statt Gewalt":
15.30 Uhr, Deutsch-Französische Grundschule in Sillenbuch, Stuhlkreis in der Nachmittagsbetreuung: Von Ruhe und Konzentration ist nach sieben Stunden Schule bei den Zweit- bis Viertklässlern nicht viel zu sehen. 20 Minuten später im nahe gelegenen Wald ändert sich das aber schnell.
"Wir hatten schon dritte Klassen, die zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Wald waren", erinnert sich Martin Nafzger, der zurzeit als Praktikant bei Aventerra tätig ist.
Als gemeinnütziger Verein arbeitet Aventerra mit verschiedenen Schulen zusammen, um Gewaltprävention zu betreiben. Dabei wird auf Erlebnispädagogik gesetzt. Allein der Aufenthalt in der Natur, in diesem Fall im nahen Silberwald, zeigt schon eine Veränderung bei den Kindern. Statt durcheinander zu reden und unruhig hin und her zu zappeln, ist jedes der Kinder beschäftigt, entwickelt kreative Ideen.
Zunächst steht ein Stockkampf an: Mit selbst gebastelten Schildern und Stöcken üben die Kinder. "Es ist wichtig, dass es nach bestimmten Regeln abläuft, die Kinder ihre Grenzen austesten und nicht gegeneinander, sondern miteinander agieren", erklärt Wendelin Haag, Erlebnispädagoge bei Aventerra.
Zwei Gruppen betreut Wendelin Haag in der Deutsch-Französischen Grundschule. Seit zwei Jahren ist der Verein in der Grundschule aktiv. "Man kann natürlich sehr viel mehr erreichen, wenn man über einen langen Zeitraum mit den Kindern zusammen arbeitet."
Die Theorie spielt in der direkten Zusammenarbeit mit den Kindern dabei keine so wichtige Rolle. "Ein Erstklässler kann natürlich mit dem Begriff Gewaltprävention nicht viel anfangen" so Haag.
Das Konzept für die Grundschulen lautet "Geh Wald statt Gewalt".
"Das basiert auf vier aufeinander aufbauenden Stufen. Am Anfang steht die Wahrnehmung", sagt Haag. Gerade in der Stadt sei dies sehr wichtig. "Viele Kinder kennen die Natur gar nicht richtig", so Haag. In der Natur bekommen die Kinder viele neue Eindrücke, die sie verarbeiten müssen.
Der zweite Schritt ist die Kommunikation. Hier lernen die Kinder bestehende Konflikte mit Worten auszutragen. "Da ist es natürlich toll, dass wir eine altersmäßig durchmischte Gruppe haben in der Konflikte automatisch auftreten. Diese nutzen wir dann als Übung. Gerade in diesem Alter haben viele Jungs das Verlangen sich mit anderen zu messen und den Wettkampf zu suchen", erklärt Haag.
Durch Spiele wird dann die dritte Stufe, die Kooperation angegangen: "Hier lernen die Kinder das Zusammenarbeiten, zum Beispiel durch Spiele, die man nur lösen kann, indem sich alle beteiligen.!
Die letzte Stufe ist dann das Vertrauen: Einmal in die anderen aber auch in sich selbst.
Auch beim Stockkampf im Wald wird nicht einfach wahllos aufeinander eingeprügelt. Sondern die beiden "Kämpfer" müssen sich bei Schlag und Abwehr ergänzen.
Ergebnisse werden durch die spezielle Nachmittagsbetreuung schnell sichtbar, so Haag. "Wenn ich daran denke, wie es beim ersten Treffen nach den Sommerferien zugeht und wie konzentriert die Kinder jetzt nach einem langen Schultag mitarbeiten: Da liegen Welten dazwischen."
Sie möchten das Gewaltpräventionsprogramm "Geh Wald statt Gewalt" auch an Ihrer Schule durchführen?