Wenn wir erlebnispädagogische Elemente in die Schulen integrieren, dann ist es eine der dringenden Aufgaben, dass die Schüler erfahren können, dass ein spielerisches Üben, ein freudiges Miteinanderumgehen neben den Wissensinhalten auch Erfahrungen bereitstellen kann, die für ihre gesamte Persönlichkeitsentwicklung fundamental wichtig sind. Erlebnispädagogik befindet sich im Großen und Ganzen immer noch „in einer Art Inseldasein“. Auch ist es das Privileg der Freizeit und der Ferienzeit, um an solchen Aktionen teilzunehmen. Immer mehr jedoch - und erst recht im Zuge der Umwandlung von Halbtages- in Ganztagesschulen – wird der Ruf laut, die Möglichkeiten, die Erlebnispädagogik bieten kann, innerhalb der Schulpädagogik zu integrieren. Nach meiner Erfahrung wird jedoch bei vielen Lehrern immer noch nicht realisiert, dass die Schulform der Ganztagesschule, wenn sie denn funktionieren soll, ein radikales Umdenken der bisherigen Berufsauffassung bedeutet. Sicherlich sind im Zuge der Gespräche und Planungen für Ganztagesschulen die Kenntnisse vorhanden, dass Schule zum Lebensraum gestaltet werden muss. Es ist jedoch auch zu bemerken, dass diese Erkenntnisse oft nur vereinzelt wirksam sind. Was würde es heißen, die Schule als Lebensraum zu gestalten? Was würde es für den konkreten einzelnen Lehrer bedeuten, innerhalb dieses Lebensraumes mit seinen Schülern, mit der Schulgemeinschaft tatsächlich zu leben? Altgewohnte Traditionen der Stundendeputate, der Vorbereitungs- und der Unterrichtszeit müssen in diesem Zusammenhang gründlich hinterfragt werden. Wir stehen an einer Schwelle, an der Entscheidungen getroffen werden müssen. Wir können nicht mehr die Augen davor verschließen, dass reine Wissensvermittlung oft auf Kosten der Persönlichkeitsbildung veranstaltet wird. Kompetenzpädagogik bezieht den gesamten Menschen ein und hat auch keinerlei Hierarchie innerhalb der verschiedenen pädagogischen Felder. Das heißt, wir müssen konsequent und ehrlich davon Abschied nehmen, dass Unterrichtseinheiten, in denen Naturwissenschaften vermittelt werden, einen höheren Stellenwert haben, wie zum Beispiel Unterrichtseinheiten, in denen Handwerk, Sport, soziale Interaktion geübt wird. Ja, ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen: Wenn wir eine Gewichtung beibehalten wollen, so muss diese Gewichtung genau konträr zu der bisher gültigen sein. Eine Aufzählung der zwischenmenschlichen Inkompetenz erübrigt sich hier an dieser Stelle. Bei einer ehrlichen Betrachtungsweise unserer Gesellschaft insgesamt und besonders in Bezug auf die Kinder und Jugendlichen wäre es unrealistisch festzustellen, dass die bisherige praktizierte Schulpädagogik erfolgreich gearbeitet hat. Es ist in vielen Beispielen und Untersuchungen schon seit langer Zeit eindeutig festgestellt worden, dass gerade durch erlebnispädagogische Elemente, im weitesten Sinne des Wortes, Wissenserkenntnisse und daraus resultierende Handlungsaktivitäten unterstützt werden. In der Konzeption einer Schule, die Lebensraum ist, darf deswegen durchaus der Mut aufgebracht werden, kognitive Lerneinheiten zu reduzieren und soziale und zwischenmenschliche Lernfelder zu aktivieren. Dies geht nicht zu Lasten unserer hochspezialisierten Gesellschaft, sondern es ist eine dringend notwendige Voraussetzung, damit die Schüler nach ihrer Schulzeit tatsächlich die notwendigen gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen können. Aventerra hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Schulen und andere pädagogische Einrichtungen auf diesem Weg zu begleiten. Dabei sehen wir uns nicht ausschließlich in der „Spezialistenrolle“, sondern wir erkennen durchaus die Möglichkeit, mit den Kolleginnen und Kollegen aus Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen zusammen Konzepte zu entwickeln, die diesem Ziel dienlich sein können.